Wladimir Kaminer

Aus meinem Buch „Mahlzeit. Geschichten von Europas Tischen“:

„Mama hat auf ihren langen Reisen durch die Wüsten des Internets das Sitz-Yoga für Senioren entdeckt und fand, dass sei eine schöne Betätigung, vor allem, wenn man keine Lust hatte, spazieren zu gehen und einem die Knie weh taten. Sie hatte zuvor gar nicht gewusst,  dass man Sport machen konnte, ohne sich vom Stuhl zu erheben. Aber es ging.

„Das Wort ‚Yoga‘ bedeutete ursprünglich „Verbindung", erzählte die unglaublich schlanke und gelenkige Moderatorin der Yoga-Sendung. Folglich könne man sich auch mit dem Stuhl verbinden und trainieren. „Sie müssen versuchen, mit dem Stuhl eins zu werden“, erklärte die Dame. Sie konnte selbst sich tatsächlich mit dem Stuhl in extrem skurrilen Posen verbinden, und es gelang ihr, bei bestimmten Übungen buchstäblich mit dem Stuhl eins zu werden. Wobei man nicht mehr genau sehen konnte, wo der Stuhl endete und der Mensch begann.

Mama machte ihr alles nach. Sie probierte die „bucklige Katze", die „arrogante Kobra“ und den „herabschauenden Hund" und wurde von der Moderatorin ausdrücklich gelobt.

„Das hast du toll gemacht", freute sich die Moderatorin jedes Mal über die Fortschritte meiner Mutter. „Du hast heute Enormes geleistet! Du kannst dich umarmen!“

Am Anfang gab Mama sich tatsächlich Mühe. Natürlich klappten nicht alle Übungen gleich gut. Die Drehung in der Taille gestaltete sich problematisch. Sie funktionierte zwar, aber nur zusammen mit dem Stuhl. Bei der Übung „Adlerarme" wäre Mama beinahe zu Boden gegangen. Da waren die Senioren-Yoga-Erfinder vielleicht ein wenig übers Ziel hinausgeschossen.

Mama war mit den Adlerarmen überfordert und ging in die Küche, um sich eine Portion Meerkohl zu holen. Die Moderatorin hörte jedoch nicht auf, sie zu loben.

„Das hast du toll gemacht!“, sagte sie zu Mama, als die mit dem Essen aus der Küche zurückkam. „Du hast Großartiges geleistet!”

„Woher willst du wissen, was ich geleistet habe, du hast mich doch gar nicht gesehen?“, sagte sich Mama, blieb aber mit dem Teller auf ihrem Yogastuhl sitzen.“

Wer wissen will, was weiter passiert ist kann zu meiner Lesung kommen,

diese Woche am Donnerstag, Freitag und Samstag bin ich in Naumburg, Erfurt und Bad Salzungen ( am Ende der Welt)


Die Kreuzfahrer

Ein Kreuzfahrtschiff ist eine ganz eigene Welt. Der Reisende betritt eine schwimmende Oase des Glücks mit Bar, Tanzabenden und dem reibungslosen Übergang von einer Mahlzeit zur nächsten. Und natürlich mit jeder Menge neuer Bekanntschaften. Aber auch an Land gibt es viel zu entdecken: von Putin-Schokolade in St. Petersburg, über falsche Götter auf der Akropolis bis zu verrückten karibischen Taxifahrern. Und wer könnte schöner davon erzählen als Wladimir Kaminer, Kreuzfahrer aus Leidenschaft? 

Taschenbuch | 224 Seiten | Januar 2020 | ISBN: 978-3-442-48980-0

Armee
13:15
Bahnhof Lichtenberg
5:50
Berlin
3:25
Berliner Aberglaube
3:27
Berliner Dialekt
4:32
Blut auf der Schönhauser Allee
4:31
Boney M
4:53
Boom, Baby Boom
5:10
Bücher aus dem Container
5:11
Chartuscho
7:31
Das Leben ist Bewegung
4:41
Das syreralistische Komitee zur Rettung der Welt
8:29
Dein Schatz, mein Schatz
3:44
Der Enkel des Partisanen
7:49
Der Fahneneid
9:03
Der Flaschenfisch
4:35
Der Kremlweihnachtsmann
7:26
Der Kühlschrank meiner Schwiegermutter
7:55
Der Russe lacht nicht
10:25
Der siebte Tibeter
4:29
Der Sinn des Eisfisches
7:40
Der Traumfänger
7:40
Dicke Sterne
13:36
Die Cottbuser Zukunft
6:51
Die Gender-Theorie und ihre Präsenz im Alltag
14:22
Die Helden des vorigen Jahrhunderts
7:48
Die Karottendiät
6:02
Die Läuse der Freiheit
5:56
Die Sprachkompetenz
5:04
Die Syrer packen aus
6:11
Die Telebrücke
5:42
Die Wassermelonenzeit
5:32
Döndü
4:03
Echte Russen
5:48
Ein Haus am See
9:01
Eintausend Chinesen
6:25
Epilog
2:37
Europas besserer Teil
21:01
Gagarin
4:34
Geologen
8:30
Gespräche über die Ewigkeit
4:10
Hölderlin und Hoffmann
9:15
Ich bin kein Berliner
8:06
Kafka, Konsalik und ich
4:32
Karl Friedrich
5:30
Kleine Schnecke
8:14
Kottbusser Lamm
8:23
Krim
11:37
LaGeSo
6:14
Lass uns Rennen, lass uns Reiten
14:00
Meine Frau und der Marder
9:00
Menschenrechte
3:39
Nachwort
2:36
Neue Heimat
9:35
Pheromone
4:33
Projektwoche Flüchtlingshilfe
7:12
Quittenschnaps Weikersheim
8:31
Schlechte Vorbilder
6:34
Schöne Frau, alles gut
7:22
Schröders Ruh
6:53
Schwiegermutter
4:55
Syrer in der Traumfabrik
13:58
Tolstois Bart
5:08
Tschechows Schuhe
9:29
Unbekannte fliegende Objekte
5:27
Unerwarteter Besuch
8:17
Väter und Söhne
8:36
Vegetarier an der Bushaltestelle
10:29
Verfehltes Paris
9:36
Weinanbau im Nordkaukasus
4:36
Wettbewerb
7:11