22.04.2025

Wladimir Lenin hat heute Geburtstag (155 j.jung) Seine in Russland überall stehenden Denkmäler sorgen dafür, dass auch die Jugend ihn schätzt und kennt.
Wladimir Lenin hat heute Geburtstag (155 j.jung) Seine in Russland überall stehenden Denkmäler sorgen dafür, dass auch die Jugend ihn schätzt und kennt.
Zum 80. Jubiläum der Schlacht um Seelower Höhen
Damals hat die rote Armee ihr Land verteidigt und Europa vom Nationalsozialismus befreit. Heute hat die russische Armee ein Nachbarland angegriffen, das keinen Krieg gegen Russland führen wollte, für diesen Angriff werden sich die nächsten Generationen schämen.
Nach geltendem Völkerrecht ist der Angriffskrieg moralisch nicht vertretbar. Nur haben die Staaten kein Leben nach dem Tod, sie müssen sich nicht vorm Letzten Gericht fürchten und agieren deswegen jenseits jeglicher Moral. Die Staatsmänner seien von daher nicht nach moralischen Maßstäben zu beurteilen - dieser Spruch ist eine alte, durch die Zeit wandernde Floskel mit erstaunlicher Lebensdauer, er wird mal Machiavelli, mal dem Kardinal Richelieu und mal Kissinger zugeschrieben. Die heutigen Staatslenker, die mit unserer Welt Golf spielen, hätten diesen Spruch auch bringen können, allen voran die beiden: der nach eigener Aussage von seinen Handelspartnern in den Arsch geküsste amerikanische Präsident und sein vom Kriegsgott geküsster russische Amtskollege. Die Friedensverhandlungen sind gescheitert, über eine Feuerpause wird nicht mehr gesprochen, der Fleischwolf des gegenseitigen Abschlachtens dreht sich weiter. Unzählige Militärexperten berichten auf beiden Seiten täglich von Kämpfen, an der über tausend Kilometer sich erstreckenden Frontlinie entlang. Es wird hauptsächlich um ein sogenanntes „Häuschen des Försters“ gekämpft, wie die russischen Kriegsberichterstatter die Dörfer bezeichnen, deren Namen niemandem etwas sagen und noch dazu schwer auszusprechen sind. Auf beiden Seiten fehlen die Soldaten. Ab 1. April hat in Russland die planmäßige Einberufung begonnen, die Altersgrenze wurde etwas nach oben korrigiert, es werden nun alle wehrpflichtigen Männer bis 30 Jahre einberufen. Früher war mit 27 Jahren Schluss. Offiziell dürfen die Neueinberufenen nicht gleich an die Front geschickt werden, sie müssen zuerst eine Einwilligung unterschreiben. Dafür werden sie aber in den Kasernen mit sehr überzeugenden Argumenten konfrontiert. Für kurze Zeit hatte sich im März die Bereitschaft der Bürger, gegen Bezahlung den Armeekontrakt zu unterschreiben, beinahe verdoppelt. Wegen den Scheinfriedensverhandlungen hatten viele gedacht, dass der Krieg kurz vor seinem Ende steht. In ihren Augen war dadurch die Wahrscheinlichkeit bald reich und gesund zurückzukommen höher geworden, doch sie haben sich geirrt.
Die russische Armee ist eine Angriffsarmee, laut einer alten Kriegsregel verlieren die Angreifer drei bis viermal mehr als die Verteidiger. Die Vermutung liegt nahe: Die über hunderttausend identifizierten Namen der bereits getöteten russischen Soldaten sind nur ein kleiner Teil der tatsächlichen Verluste. Aktuell ist die Kriegslust in der Bevölkerung trotz patriotischer Propaganda wieder gesunken. Auch die Einberufung läuft nicht so wie gedacht. Die Männer bis 30 verstecken sich. Der April hat mit Razzien in Clubs und Fitnesszentren begonnen. Und das in den Großstädten, in Moskau und St. Petersburg, deren Bewohner bis jetzt vor solchen Aktionen verschont blieben. Auch in der Ukraine werden die Heimatverteidiger rar. Meine FreundInnen in Odessa am Schwarzen Meer erzählen, die Männer seien aus dem Stadtbild verschwunden. Tagsüber verstecken sie sich Zuhause und nachts ist Ausgangssperre. Es gibt einige wenige Lokale, erzählte mir eine Freundin, wo Männer zum Essen hinkommen, es seien wohl die Läden, die einen privatwirtschaftlichen Pakt mit den Einberufungsbrigaden geschlossen haben, die mit Bussen durch die Stadt fahren und Ausschau nach Männern halten. Man sieht tagsüber nur Frauen und sehr alte Menschen auf der Straße. In der Ukraine können Männer bis zum Alter von 60 eingezogen werden, eine Erhöhung auf 70 Jahre wird im Parlament diskutiert. Diese Entscheidung soll von der körperlichen Fitness jedes einzelnen abhängen, schreibt dazu die Pressestelle. „Viele Siebzigjährige sind gut in Form und können ihren Dienst für die Armee leisten“. Selbst nach drei Kriegsjahren staunen die Beobachter über sogenannte russische „Fleischstürme“, sinnlose direkte Angriffe aus ungünstiger Position heraus mit zahlreichen Verlusten, eine Taktik, die aus dem Zweiten Weltkrieg bekannt ist.
Exakt vor achtzig Jahren fand die letzte große Schlacht des letzten Weltkrieges statt, die Schlacht um die Seelower Höhen. Die rote Armee stand am Oderbruch, 70 Kilometer von Berlin entfernt, das Naziregime hatte den Krieg bereits verloren, militärisch war es bedeutungslos, die Seelower Höhen zu stürmen. Doch der Fleischwolf des Militärs hatte seine eigene Logik, mehrere hunderttausend Rotarmisten fielen in den letzten Wochen des längst gewonnen Krieges. In der russischen Propaganda wurden diese Menschen unter dem Sammelbegriff „Der Unbekannte Soldat“ geehrt. Dabei waren diese Menschen, jeder von ihnen durchaus keine Unbekannten, sie hatten Familien, Freunde, ihre Liebsten. Einer von ihnen war mein Großvater. Er gilt als verschollen, hat nicht einmal ein Grab.
Trotz allem, sieht schon nach einem Frühling aus
Das Wunder der Empathie
Als George W. Bush 2008 Putin besuchte, wollte der Amerikaner die Ukraine in die NATO aufnehmen. Das war dem russischen Kollegen ein Dorn im Auge. Er wusste, wo Bushs Schwächen liegen, wusste von der besonderen Gläubigkeit des amerikanischen Präsidenten und schenkte ihm…ein Zinnkreuz. Aber nicht irgendeins, sondern einen Heilsbringer. In einem Brand, den er in seiner Kindheit erlebte, war alles in Flammen aufgegangen und nur dieses Kreuz, so erzählte Putin, sei unversehrt geblieben. Seitdem trage er das Kreuzchen als Glücksbringer und Schutzamulett, wollte es Bush jedoch schenken, weil der es nötiger habe. Der amerikanische Kollege war sichtlich berührt, was für ein feinfühliger Mensch, der KGBler! Er habe dem russischen Präsidenten „tief in die Augen gesehen und seine gute Seele entdeckt.“ sagte Bush danach. Heute glaubt die russische Führung die Ukraine zerstören zu können, wenn die amerikanischen Waffenlieferungen ausbleiben. Ein Kreuz für Trump sollte aber schon aus Gold und in Menschengröße sein. Für ihn hat Putin jedoch ein besseres Geschenk gefunden. Nicht umsonst schwärmte der Sondergesandte der Vereinigten Staaten Steve Witkoff von Putin nach seinem neuerlichen Moskau-Besuch. „Was für ein toller Kerl!“
Ihm hatte Putin erzählt, wie er nach dem Attentat auf Trump litt. Er konnte nicht schlafen, war in Sorge, als die Nachricht kam, dass Donald Trump angeschossen wurde. Putin ließ schnell seinen Porträt malen und in seiner Kirche mit Taufwasser einweihen, er betete für Trump. Und nun, sagte Putin, wolle er dem amerikanischen Präsidenten dieses Bild schenken. Der alte KGB-Hase wusste, was der amerikanische Präsident am meisten auf diesem Planeten schätzt und liebt, nämlich sich selbst. Herr Witkoff war derartig gerührt, dass er sogar die russische WiFi benutzte, um von Moskau aus an der inzwischen berühmt gewordenen „geheimen Sicherheitskonferenz der US-Regierung “ teilzunehmen. Jetzt sind die russischen Geheimdienste im Weißen Haus drin.
In den „praktischen Tipps zum Anwerben von Informanten“ stand übrigens noch, man solle sich nicht beleidigt zeigen, wenn das Geschenk nicht angenommen werde. Einfach weiter versuchen, den Trump übermalen und dem nächsten schenken, sollte es denn einen nächsten geben. Die alten Tipps funktionieren also noch. Tatsächlich, durch gespielte Empathie kann man die Menschen zu Entscheidungen bewegen, die ihnen selbst schaden. Zugegeben, nicht allen Menschen. Bei der sowjetischen Jugend hat es nicht funktioniert. Beim amerikanischen Präsidenten aber schon.
An diesem Wochenende starte ich eine neue Kariere als Birkenexperte.
Das Radio SWR hatte mich zum Thementag „Birke“ eingeladen. Im Grunde ist diese Expertise die Fortsetzung der „geheimnisvollen russischen Seele“, die ich seit meinem Ankommen in Deutschland vor 35 Jahren expertisiere. Und nun Birke. Tatsächlich war die Rolle des Birkensaftes in meiner Kindheit enorm, als ständige Vertretung für Fleisch, Käse und Butter türmten sich die Drei-Liter Gläser in den Vitrinen. Birkensaft war eines der drei Lebensmitteln, die eine tägliche Präsenz in den sozialistischen planwirtschaftlichen Lebensmittelläden meiner Heimatstadt Moskau hatten, neben den Fischkonserven „Strömlinge in Tomatensauce“ und sagenhaftem „Meereskohl in Marinade“ (böse Zungen meinten, es war geschnittene verkochte Pusteblume).
Wir waren also alle fast vegan. Die meisten Kinder hassten Birkensaft, sie wollten Cola trinken, meine Cousine mochte ihn sehr. Den Birkensaft (versüßtes Wasser) gab es auch im Wald für umsonst. Am 11. April, dem Birkentag, ging mein Vater mit den anderen Saftliebhaber in den Wald, „Birken lauschen“. An diesem Tag rauscht der Saft in der Birke und will raus. Der Baum wurde angeschnitten und der Saft in Behälter eingesammelt. Es war für die Männer ein Ersatz fürs Angeln, glaube ich.
Lustigerweise wurde mein Interview für SWR mehrmals unterbrochen, mein Brandenburger Nachbar Hans-Jürgen, hatte gerade Birkensaft auf seinem Grundstuck gesammelt und wollte mir einen Eimer davon geben. Es gibt also auch in Deutschland Liebhaber für dieses Getränk. Man kann auch den Birkenwein machen, wenn man ein wenig Hefe reintut.. würde ich aber nicht empfehlen. In Russland wird inzwischen sogar Kaffee mit Birkensaft angeboten, in drei Variationen auch ein Cocktail „Birkentränen“ wird gern getrunken.
Und nächste Woche Freitag besuche ich schwer erreichbare Orte Deutschlands, ich fliege nach Vöhrenbach, danach sind Freiburg, Ulm und Bensheim an der Reihe. Ich komme mit Geschichten über Menschen, ihre Mahlzeiten und ihre Tiere. Alle sind willkommen
Die Armeen auf beiden Seiten haben sich bis auf Äußerstes abgerieben, in der Ukraine, einem Land das fünf Mal weniger Bevölkerung als Russland hat, haben drei Viertel aller Haushalte inzwischen einen Familienmitglied zu beklagen, der im Krieg gefallen ist oder verletzt wurde, in Russland beziffert sich deren Anteil auf 15%. Ein Frieden wäre für die beiden Seiten dringend nötig. Doch wie gefährlich könnte ein plötzlicher Frieden für das russische Regime sein? Was ist mit den Rückkehrern? Etwa eine halbe Million Menschen kehrt von der Front zurück. Sie haben drei Jahre lang in einem fremden Land Menschen getötet. Die meisten sind aus den armen russischen Provinzen in die Ukraine gegangen. Werden sie sich benehmen, wenn sie zurück in ihre kleinen Heimaten kommen? Das Rückkehrerproblem ist nicht neu. Es wurde in einigen russischen und in unzähligen amerikanischen Actionfilmen thematisiert, bekannt als Rambo Komplex - Menschen, die aus der Hölle des Krieges zurückkommen und keine entsprechende Ehrung finden, leiden unter posttraumatischen Belastungsstörungen und sind besonders reizbar. Sie können wie Rambo eine Hyperaktivität entwickeln und die halbe Stadt in Schutt und Asche legen. Wenn John Rambo noch mit einem Riesenmesser durch die Stadt lief, würden die Rambos des aktuellen Krieges, viele von ihnen sind gut ausgebildete Drohnenführer, wahrscheinlich sich eine Drohne besorgen, die mit einer Granate in jedes Fensterchen reinfliegen kann. Sie könnten Fragen an die Regierung stellen, ob sich das ganze gelöhnt hat, angesichts der bescheidenen Eroberungen. Sie könnten aber auch depressiv werden, Die Selbstmordstatistik unter Vietnamveteranen in den USA glich einer Pandemie. Aus Erfahrung weiß man, dass unter posttraumatischen Verhaltensstörungen Leidenden nicht gern zum Arzt gehen, weil es sich für „echte Männer“ nicht gehört, mit Psycho-Klempner zu reden. Es werden bereits jetzt in Russland die Broschuren gedruckt und in den Haushalten verteilt, die einen Rückkehrer zu erwarten haben. Die Frauen werden darin unterrichtet, wie sie ihre vom Krieg beschädigte Männer empfangen sollen.
„Grüßen Sie ihren Mann nicht von hinten“ steht in den Broschuren
„Zeigen Sie ihm Respekt“ „Vermeiden Sie jeden Streit“ und „Tolerieren Sie den Wunsch ihres Mannes in Kleidung zu schlafen“. Gleichzeitig bekommt das Kulturministerium den Auftrag zur Heroisierung der Kriegsveteranen, ein Heldenepos muss möglichst breite Schichten der Bevölkerung ansprechen, damit keine unnötige Fragen aufkommen, wofür hunderttausend starben und noch mehr Menschen verletzt wurden. Es wird für die im Land verbliebenen Kulturschaffenden kein leichtes Brot sein, diesen sinnlosen Krieg und das Verhalten der russischen Okkupationsarmee in der Ukraine zu ehren, angesichts der großen Verluste und fragwürdigen Eroberungen, aber sie werden es sicher schaffen, der Tag des Sieges im Zweiten Weltkrieg wird Hilfe leisten, immerhin jährt sich dieser Sieg in Mai, 80 Jahre, das wird eine Orgie sondergleichen.
Das Land wird von einem patriotischem Propaganda-Tsunami überschwemmt, um den Rückkehrern das Gefühl zu geben, nicht umsonst in dem Nachbarland gekämpft zu haben. Doch kein Staat kann den richtigen Umgang mit Rambos. Schon damals als die Sowjets aus Afghanistan zurückzogen, haben die Rückkehrer, in einer unvergleichlich geringerer Zahl ( hundert mal weniger) eine tiefe Blutspur in der Kriminalstatistik des Landes hinterlassen und für viel Ärger gesorgt. Diesmal kann der Frieden für Russland noch blutiger werden.
Seit eh und je streiten sich die Geister, wer regiert in Wahrheit die Welt? Geheimer Bund oder debiler Schund? Die einen denken so, die anderen so. Spoiler: Das sind möglicherweise die gleichen..
Foto: Paul MckKenzie
Der große russische Dichter Alexander Puschkin, dessen Verse in Russland vergöttert werden, hören sich in den europäischen Sprachen merkwürdig fad und schwefelig an, urgendwie lassen sich seine leichten und flinken Strophen nicht gut übersetzen. Puschkin hat daneben auch die tollsten Märchen geschrieben, die Russland zu bieten hat. Das Märchen „Ruslan und Ludmila“ ist weltweit als Oper bekannt.
Das Gedicht beginnt mit einer Beschreibung eines Zauberwaldes:
„Ein Eichbaum ragt am Meeresstrande.
An goldener Kette festgemacht,
Kreist rund um seinen Stamm im Sande
Ein weiser Kater Tag und Nacht.
Geht’s rechts, hört man ein Lied ihn surren,
Geht’s linksherum - ein Märchen schnurren
Auch ich war dort, hab’ Met getrunken,
Saß unterm grünen Eichenbaum,
Dem Kater lauschend, ganz versunken
In alter Märchen Wundertraum.
Das schönste - soll(t) ich es verhehlen? -
Will ich euch frank und frei erzählen…“
Diesen Text haben alle meine Landsleute in der Schule gelernt, in der Grundschule genauer gesagt und selbstverständlich auf Russisch.
Alle Kinder Russlands kennen den weisen Kater, der Märchen erzählt, fest am Baum angekettet, damit er nicht weg läuft Doch jenseits des Landes kennt ihn so gut wie niemand.
Diesem Umstand geschuldet ist vor 12 Jahren in Israel eine wunderbare Geschichte entstanden. Sie wird von der Psychologin Victoria Reicher erzählt, die Geschichte von Hatul Madan.
Damals gab es in den Einberufungspunkten der israelischen Armee noch zu wenig russischsprachige Mitarbeiter, aber es gab schon genug russischsprachige Jungs, die zur Armee gehen mussten. Und wenn sie des Hebräischen nicht mächtig waren oder nur schlecht die Sprache beherrschten, wurden sie zum Armeepsychologen geschickt, der sollte herausfinden ob die frisch Einberufenen geistig gesund waren.
In der Regel führt der Offizier für geistige Gesundheit Standarttests durch, der Soldat bekommt ein Blatt Papier und einen Kugelschreiber: Zeichnen Sie bitte einen Menschen, ein Haus, einen Baum. Diese Tests sind universal und von jeglichen Sprachkenntnissen unabhängig. Jeder Depp kann ein Haus malen.
Eines Tages kam ein Soldat zum Test, der Offizier für geistige Gesundheit bat ihn, einen Baum zu zeichnen.
Der Junge war frisch aus Russland eingewandert, er hatte eine gute Phantasie und zeichnete einen Eichenbaum mit einem angeketteten Kater, wie im Märchen, er wollte seine schlichte Baum-Zeichnung ein wenig ausschmücken.
Der Offizier für geistige Gesundheit schaute sich die Zeichnung an. Vom Papier blickte ihm ein kleines Würmchen entgegen, das sich sehr ungeschickt an einem Baum aufhängte. Statt des Seils benutzte das Würmchen eine Kette.
Was ist das? schnaubte der Offizier.
Der russische Junge suchte nach dem richtigen Wort, Katze heißt auf Hebräisch Hatul und Madan heißt so viel wie „Wissenschaftler oder jemand, der sich wissenschaftlich betätigt.“ Eigentlich passte diese Wortbildung nicht zu dem Kater aus dem Märchen, der war ja kein Akademiker, sondern nur weise. Aber ein anderes Wort fiel dem Jungen nicht ein.
Also sagte er: Hatul Madan.
Der Offizier für geistige Gesundheit war ein geborener Israeli. Für ihn bedeutete diese Wortschöpfung so etwas wie „eine Katze, die in der Wissenschaft tätig ist.“ Womit sich die Katze genau beschäftigt, war nicht klar.
„Und was macht die Katze?“ fragte der Ofizier angestrengt, weil die Darstellung eines Selbstmordes ein Symptom für fehlende geistige Gesundheit ist.
Kommt darauf an, klärte ihn der Junge auf. Wenn sie dahin geht, er zeichnete einen Pfeil nach rechts, dann singt sie. Und wenn sie dahin geht- Pfeil nach links - erzählt sie Märchen.
Wem? wunderte sich der Offizier. Wem erzählt sie Märchen?
Sich selbst! antwortete der Junge.
Als der Ofizier erfuhr, dass das erhängte Würmchen sich selbst Märchen erzählt, sah er seine eigene geistige Gesundheit in Gefahr.
Er schickte den Jungen nach Hause und gab ihm noch einen Termin in der darauffolgenden Woche. Dann rief er seine Sekretärin an, die auch aus Russland eingewandert war. Der Offizier wollte einen frischen Blick auf die Situation einholen. Er zeigte der Sekretärin das Bild und fragte was das ihrer Meinung nach sein könne.
Die Frau sah einen Kater am Baum angekettet.
Hatul Madan sagte sie.
Zum ersten Mal im Leben schrie der Psychologe seine Sekretärin an. Er trank ein Glas kaltes Wasser und ging zu einem Kollegen, einen Stockwerk höher. Kollege! sagte er, Ich kenne Dich schon sehr lange, Du bist ein normaler Mensch. Kannst Du mir bitte erklären, was das ist? Er zeigte ihm die Zeichnung. Der Kollege, den er lange kannte, war ebenfalls in Russland zur Schule gegangen.
Und sagte „Hatul Madan.“
Aber warum, schrie der Psychologe, warum hatul madan?
Das ist doch offensichtlich, sagte der Kollege. Siehst Du diese Pfeile? Das bedeutet, wenn er nach rechts geht singt er und wenn er nach links geht erzählt er Märchen.
Die Geschichte lässt offen, ob der Offizier für geistige Gesundheit infolge dieses Vorfalls seine eigene geistige Gesundheit verlor. Aber inzwischen wissen alle Offiziere für geistige Gesundheit, wenn Jungs während des Tests Eichenbäume mit einem angeketteten Tier zeichnen, kann man sicher sein, dass sie aus Russland kommen. Dort waren sogar die Katzen einmal Wissenschaftler.
Früher mussten die Einbrecher bis zur Dämmerung warten, es galt ein ungeschriebenes Gesetz: Diebstahl bitte in der Dunkelheit betreiben. Diese Zeiten sind vorbei. Heute raubt in aller Öffentlichkeit das reichste Land der Welt ein armes, schwer verletztes Land noch schnell aus und schubst es in den Rachen des Drachens. Der schlaue McDonald Zarathustra meint, was fällt, das soll man auch noch stoßen, vorher noch schnell nach dem Kleingeld in den Taschen gucken ( Big Deal) Das alles beim Tageslicht und die halbe Welt schaut zu. Der ukrainische Präsident heißt aber Zelensky und nicht Lewinsky, ein kleiner Buchstabe macht großen Unterschied