Blog

Übrigens, viele haben gefragt, was machst Du zu Weihnachten. Wir sind dieses Jahr wie immer in der Volksbühne, am 24.12. ist Lesung und dann Russendisko gegen Krieg.


Russendisko-News


Schleichend frisst sich der sinnloseste Krieg aller Zeiten durch das öffentliche Leben Russlands, er vergiftet und zerstört alles. Will jemand wissen, wie sich die Fußballfans in Russland fühlen, von den Fußballspielern ganz zu schweigen? Sie feiern riesige Erfolge. Beim letzten Spiel der russischen Nationalmannschaft hat   sie einen Weltrekord in Krasnodar aufgestellt: mit 11:0 gegen die Nationalmannschaft von Brunei.  Der eigentliche Skandal ereignete sich nach dem Spiel, als die Brunei-Mannschaft sich in einer Shisha-Bar in Krasnodar unsittlich benahm und ein wenig randalierte. Nach einer polizeilichen Ermittlung wurde festgestellt, dass die Nationalmannschaft aus Brunei gar nicht aus Fußballern besteht. Es waren zwei Polizisten darunter sowie ein Taxifahrer und einige Jungs aus der Jugendmannschaft hatten ihre Freunde nach Russland mitgenommen. Die russische Seite zahlte nämlich für ein Freundschaftsspiel ansehnliche Honorare.  Die Sache mit Brunei war jedoch zu peinlich für beide Seiten, deswegen wurde jetzt der Präsident der Fußball Assoziation von Brunei vom Sultan persönlich entlassen.

 Das russische Problem wurde damit nicht gelöst, dem Land gelingt es immer schwerer, Freundschaftsspiele zu organisieren. Von allen internationalen Turnieren und Meisterschaften seit 2022 ausgeschlossen, sucht Russland aktiv nach potenziellen Partnern für die Freundschaftsspiele, aber es wird eng. Es gibt zwar einen Haufen Länder, die bereit sind, für Geld gegen Russland zu spielen oder zumindest auf dem Fußballfeld zu tanzen, aber es sind keine Fußballländer, vorsichtig gesagt. In der Presse wird diese Situation als ein großer Gewinn dargestellt, denn die russische Nationalelf stellt einen Weltrekord nach dem anderen auf. Das Jahr 2024 hat sie mit fünf Siegen in fünf Spielen abgeschlossen, mit einem traumhaften Gesamtergebnis an Toren: 26:00. 

Die Russen konnten sich gegen Serbien und Belarus tapfer behaupten, Vietnam und Syrien wurden auf dem Feld beinahe vernichtet und dann noch als Kirsche auf der Torte das Spiel gegen Brunei, mit dem ersten Tor bereits nach sieben Sekunden Spielzeit, auch ein Weltrekord! Möglicherweise war der Torwart gleich in die Shisha-Bar gegangen?

Insgesamt hat die russische Nationalelf jedoch erstaunlich wenig gespielt. Ein paar Freundschaftsspiele waren zwar versprochen worden, fanden aber nicht statt. Das Spiel gegen Paraguay wurde wegen eines terroristischen Anschlags in Moskau abgesagt, das Spiel gegen Thailand fiel wegen eines Taifuns in Vietnam ins Wasser und die Verabredung mit Pakistan wurde zu einem Desaster: Kurz vor dem Spiel erklärte die Nationale Fußballakademie Pakistans, dass keine der Mannschaften es vorgehabt hatte, gegen die Russen anzutreten. Doch mit wem haben dann die russischen Fußballbürokraten überhaupt verhandelt? „Mit irgendwelchen Menschen aus Pakistan“ sagte der Sportminister. Seitdem sind „irgendwelche Menschen aus Pakistan“ zu einer Meme geworden und gelten als Bezeichnung für alle infrage kommenden Gegner der Nationalelf.  Wie geht es nun weiter? Für das Jahr 2025 sind weitere Freundschaftsspiele geplant.

Die meisten Länder weigern sich aus politischen Gründen mit Russland zu spielen. Aber wie bereits Erich Honecker einmal sagte, „wir sind nicht allein auf der Welt“. Es werden Gespräche mit Israelis geführt, mit Kasachstan und Zypern. Sonst ist Europa durch und sogar Albanien hat abgesagt (wollen sie etwa auch in die EU?) Mit Afrika ist die Situation ebenfalls kompliziert.

Insider behaupten, ein Spiel gegen Nigeria wäre nächstes Jahr realistisch   plus noch ein weiteres afrikanisches Land, das aber noch nicht genannt werden möchte. Das Spiel mit Venezuela findet höchstwahrscheinlich statt, Burkina Faso und die République de Côte d'Ivoire (die Elfenbeinküste)  machen auch mit. Der Präsident wünschte den Mannschaften schon mal viel Erfolg. Auf zu neuen Rekorden!


Die neuen Filme sind da und werden am Samstag ausgestrahlt!


Münster! Ich bin nächste Woche am Sonntag zur Lesung in Münster, dort war ich schon lange nicht mehr, sehr interessant. Und davor reise ich nach Hannover, Zelle und Osnabrück.


Sandra könnte ein bisschen mehr Vertrauen an die Menschheit aufbringen, ein Bisschen nur!

Und ich fahre nächste Woche in den Norden, nach Kiel (04.12.), Hamburg (05.12) und Lübeck (06.12) und Rostock (07.12) Alle sind willkommen!


In Russland findet gerade eine groß angelegte Kampagne für „traditionelle Werte“ statt, der Präsident macht Werbung für ein „souveränes russisches Internet, das nur mit souveränen russischen Algorithmen“ gemacht wird. Und das Volk schweigt dazu. Der Bevölkerung ist es eh egal, mit welchen Algorithmen das Internet gespickt ist, Hauptsache es funktioniert. Die technisch eingeweihten Personen lachen natürlich innerlich über diese „russischen Algorithmen“, aber sie lassen sich nichts anmerken, das Strafmaß für Illoyalität ist sehr hoch.

Also wird massiv in der Öffentlichkeit gegen die europäischen liberalen Werte gehetzt und mit traditionellen russischen Algorithmen angegeben. Das Lieblingsthema des Präsidenten: Der gottlose Niedergang Europas, und alle machen mit.  „Die Europäer haben sogar die Urinale von den Toilettenwänden gerissen, um die Toiletten genderneutral zu gestalten,“ erzählte der Parlamentsvorsitzende, „die Kinder Europas werden bald nicht mehr wissen wer ihre Mütter und wer die Väter sind,“ bemitleidete er die Europäer. In Russland wird dagegen die Familie großgeschrieben und die Ahnenforschung wird den Menschen als perfekte Freizeitbeschäftigung empfohlen. Das souveräne Internet ist voll davon: Wo komme ich her? Die Suche nach der eigenen Identität… blabla.

Und so ist die Schwester meiner Mutter (Jahrgang 1940) in Moskau vor dem PC sitzend auf ihren langen Reisen durch die Wüsten des russischen souveränen  Internets auf der angeblich vom Staat betriebenen Seite „Unsere Ahnen“ gelandet. „Unsere Ahnen“ forderten meine Tante auf, zwecks Findung der weiteren Verwandtschaft Fotos aus dem Familienalbum auf der Seite zu posten. Also hat die Tante das Foto ihrer vor fünfzig Jahren verstorbenen Mutter, meiner Oma, runtergeladen. „Haben Sie noch mehr Fotos von ihren Verwandten?“ jubelte die Seite.

„Die Erinnerung an die Wurzeln, an unsere Familien, darf nicht erlöschen, lassen sie uns gemeinsam ihre Vorfahren zurück ins Leben rufen!“ mit diesem Slogan versprach die Internetseite eine Art virtuelle Familientrauerstätte zu errichten. Und siehe an, einen Tag später bekam die Tante von der verstorbenen Oma eine Textnachricht. Die Oma freute sich über ihre virtuelle Widergeburt und wollte ihre Töchter unbedingt aus dem Jenseits anrufen. Doch solche Jenseits-Gespräche seien sehr teuer, deshalb sollte die Tante sofort 50.000 Rubel auf ein Krypto-Konto überweisen, die Kontodaten seien im Anhang, berichtete unsere Oma, die es anscheinend geschafft hat, im Jenseits eine Ausbildung zur Fachinformatik zu absolvieren, mit dem Schwerpunkt Krypto-Währung. Im Freundeskreis der Tante berichteten viele, sie hätten mit dieser Seite ähnliche Erfahrungen gemacht und wurden in der Tat von den verstorbenen Verwandten angerufen. Die Stimmen klangen sehr authentisch, die Verstorbenen waren heilfroh, endlich wieder mit jemandem zu reden und beschwerten sich alle ausnahmslos darüber, wie teuer das Leben im Jenseits sei, vor allem die kommunalen Ausgaben. Sie baten um finanzielle Unterstützung. Deswegen rief mich die Tante aus Moskau an, um meine Mutter, die auch viel Zeit in den Wüsten des russischen Internets verbringt, davor zu warnen, damit sie auf diesen KI-Betrug nicht reinfällt. Ich glaube, wir werden alle früher oder später von der künstlichen Intelligenz reingelegt, was macht diese KI nur mit dem Geld? Kauft sie sich was dafür oder überweist Sie alles an Elon Musk?  


Die Nachricht, dass der Bundeskanzler den russischen Präsidenten anrief, zum ersten Mal seit Beginn des Krieges, und sich eine ganze Stunde mit ihm unterhielt, fand ich unglaubwürdig übertrieben. Worüber konnte er über eine Stunde mit Putin reden? In den Zeitungen stand, der Kanzler habe den Krieg verurteilt und Putin aufgefordert, „ihn zu beenden und die Truppen zurückzuziehen“. Gute 30 Sekunden sind damit gefüllt. Und weiter?

Ich stellte mir das Gespräch wie folgt vor:

Der Bundeskanzler: Herr Präsident wir schlagen vor, sofort den Krieg zu beenden und Friedensgespräche zu beginnen.

Putin: Wir unterstützen dieses Anliegen voll und ganz. Sie kennen unsere Bedingungen: Die Entwaffnung der ukrainischen Armee, internationale Anerkennung der besetzen Gebiete als russischen Territoriums, sofortige Abschaffung aller Sanktionen und die Halbierung der Nato-Kräfte in Europa. Und was sind Ihre Vorschläge?

Der Bundeskanzler: Unterschreiben Sie den sofortigen Waffenstillstand.

Putin Danke, kein Interesse. Auf Wiedersehen. (aufgelegt)

Ich würde die Dauer dieses Gesprächs auf maximal zwei Minuten schätzen. Worüber sie die restlichen 58 Minuten gesprochen haben, bleibt mir und nicht nur mir ein Geheimnis. Hat ihm Scholz schon wieder über seine Tasche erzählt? Er konnte sehr lustig über seine Aktentasche erzählen, das kurze Video auf Tiktok war eines der Höherpunkte seiner Amtszeit, Millionen habe es sich angeschaut, die Geschichte war aber auch nur eine Minute lang.

Möglicherweise bemühen die Diplomaten für solche stundenlangen Gespräche die künstliche Intelligenz, sie kann endlose Telefonate führen oder Gespräche nach Belieben verlängern, nicht umsonst arbeiten inzwischen sogar schlaue Telefonbetrüger mit künstlicher Intelligenz und haben den uralten Enkeltrick unheimlich modernisiert.


Es ist angebracht, die Nachrichten von den Ereignissen zu unterscheiden. Die Nachrichten sind wie Regentropfen im Wind, sie lösen sich im Flug auf. Die Ereignisse bestimmen den weiteren Verlauf des Lebens. Meine Deutschlandreise erzählt mir darüber mehr als die Nachrichtenblätter.

Neue Woche - neue Lesetermine: Am Mittwoch in Bitterfeld Wölfen, am Freitag in Neustrelitz, am Samstag in der Spielstadt Altenburg.


Eine Ohrfeige für gebildeten Amerikaner

Was haben die Amis mit ihrer Bildung angegeben, die ganzen Studenten Liberal Arts and Science hielten sich für Nabeln der Welt, ihre „Bildung“ betrachteten sie als klarer gesellschaftlicher Vorteil, unabdingbar für Erfolg und Karriere. Die Analphabeten waren entmündigt und wurden von den Gebildeten verachtet, als „white trash“ beschimpft oder noch schlimmer als „einfache Amerikaner“.  Als solche hatten sie keine Stimme, sie wurden von der sozialen Oberfläche weggewischt. Wie soll der so genannte „einfacher Amerikaner“ mit einem Harvard Absolventen reden oder gar streiten?  Unvorstellbar. Doch der Donald hat gezeigt, wie es geht. Ein solches Gespräch kann und muss sogar stattfinden. Der „einfache Amerikaner“ kann den Harvard Absolventen in die Schränke weisen. Der Analphabet ist der neue alte Präsident. Aber eine Auflösung des eigentlichen Konflikts ist durch seinen Sieg nicht zu erwarten.

Diese Wahl war keine Wahl. Es ging nicht wirklich um Migration, Gesundheitsreformen und Steuersenkungen, es ging um mehr, um existentielle Werte, darum, was wirklich wichtig und richtig fürs Leben sein soll. Der Riss in der amerikanischen Gesellschaft ist mit einer Wahl nicht wieder zu kitten. Der Wahlsieg Trumps wird nicht zu einer Auflösung des Konfliktes führen, sondern zu seiner weiteren Verschärfung beitragen, nicht nur in Amerika. Diese Wahl schmerzt. Es bleibt nur zu hoffen, dass dieser Schmerz „ein positives Ziel hat“, wie die Hebammen sagen, die Geburt einer neuen Welt, die trotzdem lebenswürdig bleibt


„Das Schicksal der Welt entscheidet sich in Pennsylvania“ lese ich in der deutschen Presse. Wirklich? Ist das eurer Ernst?  Das muss eine erbärmliche Welt sein, deren Schicksal in Pennesylvania geschmiedet wird, diese Welt ist so oder so verloren. Die unsere aber nicht, denn der Tanz der „Mahlzeiten“ geht weiter. Ich lese am Sonntag in Parchim und nächste Woche in Riesa (13.11) Görlitz (14.11.) Bautzen (15.11.) und Neuenhagen (16.11.) Alle sind willkommen!