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Aus meinem Buch „Mahlzeit. Geschichten von Europas Tischen“:

„Mama hat auf ihren langen Reisen durch die Wüsten des Internets das Sitz-Yoga für Senioren entdeckt und fand, dass sei eine schöne Betätigung, vor allem, wenn man keine Lust hatte, spazieren zu gehen und einem die Knie weh taten. Sie hatte zuvor gar nicht gewusst,  dass man Sport machen konnte, ohne sich vom Stuhl zu erheben. Aber es ging.

„Das Wort ‚Yoga‘ bedeutete ursprünglich „Verbindung", erzählte die unglaublich schlanke und gelenkige Moderatorin der Yoga-Sendung. Folglich könne man sich auch mit dem Stuhl verbinden und trainieren. „Sie müssen versuchen, mit dem Stuhl eins zu werden“, erklärte die Dame. Sie konnte selbst sich tatsächlich mit dem Stuhl in extrem skurrilen Posen verbinden, und es gelang ihr, bei bestimmten Übungen buchstäblich mit dem Stuhl eins zu werden. Wobei man nicht mehr genau sehen konnte, wo der Stuhl endete und der Mensch begann.

Mama machte ihr alles nach. Sie probierte die „bucklige Katze", die „arrogante Kobra“ und den „herabschauenden Hund" und wurde von der Moderatorin ausdrücklich gelobt.

„Das hast du toll gemacht", freute sich die Moderatorin jedes Mal über die Fortschritte meiner Mutter. „Du hast heute Enormes geleistet! Du kannst dich umarmen!“

Am Anfang gab Mama sich tatsächlich Mühe. Natürlich klappten nicht alle Übungen gleich gut. Die Drehung in der Taille gestaltete sich problematisch. Sie funktionierte zwar, aber nur zusammen mit dem Stuhl. Bei der Übung „Adlerarme" wäre Mama beinahe zu Boden gegangen. Da waren die Senioren-Yoga-Erfinder vielleicht ein wenig übers Ziel hinausgeschossen.

Mama war mit den Adlerarmen überfordert und ging in die Küche, um sich eine Portion Meerkohl zu holen. Die Moderatorin hörte jedoch nicht auf, sie zu loben.

„Das hast du toll gemacht!“, sagte sie zu Mama, als die mit dem Essen aus der Küche zurückkam. „Du hast Großartiges geleistet!”

„Woher willst du wissen, was ich geleistet habe, du hast mich doch gar nicht gesehen?“, sagte sich Mama, blieb aber mit dem Teller auf ihrem Yogastuhl sitzen.“

Wer wissen will, was weiter passiert ist kann zu meiner Lesung kommen,

diese Woche am Donnerstag, Freitag und Samstag bin ich in Naumburg, Erfurt und Bad Salzungen ( am Ende der Welt)


Den einzigen Kultursender in Deutschland abzuschalten ist eine Politik, die dem Land schadet und die Zuschauer in einen idiotischen Dschungeldauercamp des Privatfernsehens schickt. Unterschreibt bitte die Petition, rettet 3Sat


Es ist Herbst, draußen ist nass und kalt, ich wärme mich auf Lesereise. Zurzeit mit dem neuen Buch in Bayern unterwegs, am Samstag in Stadthalle Gersthofen am Sonntag in Redoute, Passau.

Und am übernächsten Sonntag in TIPI am Kanzleramt in Berlin.



Ab heute in der Mediathek!


Weltfrieden

Der Begriff „Weltfrieden“ gehört für mich zum Vokabular des Krieges. Alle Tyrannen und Diktatoren haben ihre Kriege begonnen und die Welt im Chaos versenkt im Sinne eines Weltfriedens, einer neuen Weltordnung, die sie anstrebten, mit Ihnen selbst an der Spitze. Meine Kindheit und Jugend habe ich in einer totalitären aggressiven Diktatur verbracht, an jeder Ecke hingen bei uns überlebensgroße Plakate „Frieden für die Welt!“ „Kampf für den Frieden!“ Abgebildet auf diesen Plakaten waren Soldaten, Raketen und Panzer. Regelmäßig wurden wir Schüler als Jungpioniere und später als Komsomolzen zu der Teilnahme an Demonstrationen verdonnert, die unter solchen Transparenten stattfanden „Wir kämpfen für den Frieden“ “Wir sind gegen den Krieg“. Dieser Weltfrieden war ein Teil der Mobilmachung, der permanenten Militarisierung meiner Heimat in ihrem Kampf gegen den Westen. Es war Gott sei Dank ein Kalter Krieg, doch wir hatten keine Zweifel, sollte er irgendwann mal in eine heiße Phase übergehen, wird uns das Regime ohne mit der Wimper zu zucken sofort verheizen. Deswegen zuckte ich mit dem ganzen Körper, als ich den Begriff „Weltfrieden“ hörte. Er geht immer mit dem Krieg Hand in Hand. Nicht umsonst wird dieser Begriff heute von zwielichtigen politischen Gruppen in Deutschland gerne benutzt, die durch ihre schrille Radikalität auffallen. „Das ist nicht unser Krieg“ sagt die AfD. „Fragen sie Putin wie er zum Frieden steht, er wird sicherlich nicht dagegen sein“ tönt Frau Wagenknecht. Und viele naive Menschen halten diese Grundschullogik für wahr. Warum soll Putin etwas gegen den Frieden haben? Wir sollen bloß keine Waffen an die Ukraine liefern, dann können sie sich gegen das Angreifer-Land nicht wehren und keiner stirbt mehr. Soll doch das russische Regime die paar Dörfer in der Ostukraine bekommen, wenn er sie schon dermaßen sehnsüchtig begehrt. Hierzulande glauben etliche von ganzem Herzen, dass es dem russischen Regime bei diesem Krieg tatsächlich um die Dörfer in der Ostukraine geht und nicht um die Weltherrschaft. Ich verurteile die Menschen keineswegs, die so oder ähnlich denken. Der Glaube an das gute Ende ist keine Sünde. Ich glaube auch selbst, dass das Böse niemals über das Gute siegt, das Böse kann nicht siegen. Soll doch Frau Wagenknecht ihr Wahlversprechen einlösen, am besten sofort. Ab nach Moskau und Putin fragen, was er für den Frieden haben will. Vielleicht kann sie Frieden zaubern und einen Krieg ohne Waffen stoppen, mit bloßen Händen? Einem Land, dessen gesamte Wirtschaft auf Waffenproduktion rund um die Uhr umgestellt ist, das zwei Millionen Söldner unter Kontrakt hat und auf allen Kanälen der Bevölkerung von der Überlegenheit und „der rettenden Rolle Russlands in der Welt“ erzählt die blöde Idee auszureden? Frau Wagenknecht fliegt nach Moskau und sagt dem dortigen Boss „Entspann Dich. Stress uns nicht und lass die Ukraine in Ruhe. Dafür darfst Du jede Zeit in Thüringer Landtag, einmarschieren, wenn Du möchtest “ Und dann macht sie dasselbe in den USA, wäre nur so ein Vorschlag


Heute wird die Petition gegen den Abriss des Jahn Stadions an die Senatsverwaltung übergeben. 13912 Unterschriften stehen darunter, ein paar fehlen noch.

Es verblüfft, mit welcher Geschwindigkeit die Stadtentwicklung vorgeht, um Platz für die neuen „modernen“ Betonklotze, zu schaffen.  Mehr Beton, noch mehr Beton!  Alles, was an die DDR und die Geschichte Berlins erinnert, muss aus dem Stadtbild schnell entfernt werden. Unterschreibt bitte, vielleicht bringt es was  


Trotz Herbstes kalter Hand oder gerade deswegen geht meine Lesereise nächste Woche weiter,

Richtung Süden.

Ich fahre nach Regensburg, Gersthofen, Passau und Wien!

Alle sind willkommen


In Vorahnung der Wahlergebnisse im Land Brandenburg


Das russische Fernsehen hat gerade eine aufwändige Comedyserie über Joe Biden in Russland produziert, die Serie heißt „Goodbye“.

Ich spoile hier ein wenig, der Film wird sicher nicht in Deutschland gezeigt.  Laut Drehbuch berät sich amerikanischer Präsident mit seiner CIA über die magische Widerstandfähigkeit der Russen. Er rafft nicht, warum sie trotz Sanktionen nicht nachgeben und wie sie überhaupt ohne amerikanische Exporte, ohne McDonalds und ohne Hollywood überleben können. Auf die einfachste Idee, dass Russland das reichste und größte Land der Welt ist, allen anderen Ländern und Völkern weit im Voraus, mit einer ungeheuer starken Wirtschaft, einem weisen Führer und eigenen Pelmeni, die besser als jede McDonalds-Ware schmecken, auf diese Idee kommen die Amerikaner im Film nicht, zu blöd.

Also beschließt Biden inkognito nach Russland zu fliegen, um herauszufinden, wie er den Russen ein für alle Mal den Garaus machen kann. Der US-Präsident wird von einem Schauspieler dargestellt, der davor fast nur Schurken und Banditen spielte. Für diese Rolle hat er riesengroße amerikanische Zähne bekommen und lacht die ganze Zeit. In Russland angekommen wird Biden von gastfreundlichen Menschen mit Wodka abgefüllt, verliert seine Papiere und gerät in Not. Denn niemand will ihm glauben, dass er amerikanischer Präsident ist. Die Rubel sind alle, Dollars sind verboten, also geht er in die Schule, um als Englischlehrer zu arbeiten. Langsam versteht Biden, was für herzensgute Übermenschen die Russen sind und entdeckt sogar bei sich eine russische Seele. Der Film wurde von „Gasprom Media“ finanziert, einem Konzern, der  80% seine Gewinne durch Putins Krieg verloren hat, er ist aber deswegen dem Führer nicht böse. Wenn die Russen über Biden abgelacht haben, wird Gasprom wohlmöglich noch eine Serie über Kamala Harris oder Donald Trump drehen. Nicht alle Schauspieler haben nach Beginn des Krieges das Land verlassen, ein paar schlaue sind noch geblieben, die sich für jeden Klamauk nicht zu schade sind. So weit, so lustig.

Das Ganze erinnert an den alten sowjetischen Witz, wie Generalsekretär Breschnew und Präsident Reagan sich treffen.

„Wir haben bei uns absolute Meinungsfreiheit“ sagt Reagan.

„Wir auch“ sagt Breschnew.

„Bei uns darf jeder auf die Straße gehen und laut sagen, er finde Reagan scheiße,“ sagt Reagan.

„Bei uns auch,“ sagt Breschnew.

Die Russen dürfen ihren Präsidenten nicht abwählen, sie dürfen ihn nicht beschimpfen oder seine kognitiven Fähigkeiten infrage stellen. Dafür aber dürfen sie über den amerikanischen lachen bis zum erbrechen, das entspannt.